Knoten gibt es nur in der dritten Dimension

Gefunden habe ich diesen Satz 2010 in einem Zeit-Artikel über den russischen Mathematiker Grigorij Perelman, der 2010 die Fields-Medaille, eine Art Nobelpreis für Mathematik, abgelehnt hatte. In dem Artikel wurde erklärt, was Herr Perelman herausgefunden hatte – bitten Sie mich nicht, das an dieser Stelle zu wiederholen, weder Sie noch ich hätten etwas davon. Es hatte jedoch irgendetwas mit mehrdimensionalen Räumen zu tun.

Und dann dieser Satz:

Knoten gibt es nur in der dritten Dimension

Ich war sofort Feuer und Flamme. Um das zu erklären, gehen wir zunächst eine Dimension zurück, in eine zweidimesionale Welt. Stellen Sie sich das bitte einmal bildlich vor: Ein Bindfaden, den Sie von oben (meinetwegen auch von unten) betrachten, wird so gelegt, dass der Bindfaden eine Schlaufe zu bilden scheint. Von oben oder unten betrachtet sieht es aus, als würde der Bindfaden sich an der Kreuzung berühren. Eine solche Berührung im Zweidimensionalen enspricht, in meiner persönlichen Philosophie zumindest, einem Knoten im Dreidimensionalen.

Wenn Sie diesen “verkreuzten” Bindfaden jetzt dreidimensional betrachten, also von der Seite (ob von links, rechts oder schräg ist völlig egal), erkennen Sie, dass der Bindfaden sich gar nicht berührt. Die vermeintliche “Berührung” existiert nur, solange wir den Bindfaden als etwas Zweidimensionales betrachten.

Sehen wir uns nun den Bindfaden mit einem Knoten, wie wir ihn kennen, in der dritten Dimension an. Wir können ihn von oben, von unten, von links und von rechts betrachten, der Knoten bleibt. Klar, weil wir mehr als drei Dimensionen nicht wahrnehmen können.

Könnenn wir nicht? Falsch!

Wir kennen die vierte Dimension: Zeit.

Mit der Dimension Zeit lösen sich die meisten Probleme in Luft auf.

Unser Bindfaden wird, solange wir den Knoten nicht eigenhändig entfernen, immer verknotet bleiben, egal, wie lange wir ihn anstarren. Warum der Knoten trotzdem verschwindet, sobald eine weitere Dimenison hinzukommt, lesen Sie mathematisch korrekt bitte im Zeit-Artikel nach.

Philosophisch-spielerisch gehen wir jedoch noch einen Schritt weiter und nehmen den Knoten im Bindfaden als Bild für ein Problem in unserem Leben. Und wir stellen wir fest, dass hier die Zeit tatsächlich viele “Knoten” verschwinden lassen kann. Probleme sind oft nur deswegen ein Problem, weil sie unter Zeitdruck, echtem oder vermeintlichen, gelöst werden müssen. Kennen Sie das unangenehme Gefühl, sich entscheiden zu müssen, ohne wirklich schon bereit für eine Entscheidung zu sein? Dann fragen Sie sich doch einfach, ob Sie sich wirklich JETZT entscheiden müssen. Wenn nicht, dann lassen Sie die Zeit aktiv an Ihrer Entscheidungsfindung mitwirken. Sie werden sehen: Gar nicht so wenige Probleme und Konflikte werden sich mit der Zeit ganz von allein in Luft auflösen.

Denken Sie an den Bindfaden. Wenn wir vom Zweidimensionalen zum Dreidimensionalen wechseln, erkennen wir, dass die vermeintliche Berührung gar keine ist. Entsprechendes gilt bei Problemen aus unserem normalen dreidimensionalen Welt: Erst wenn wir zulassen, dass unser Denken die vorgegebenen Dimensionen sprengt, wenn wir den Blick über den Tellerrand wagen, wenn wir erkennen, wie vielschichtig das Leben ist, erkennen wir, dass manche unsererer Probleme gar keine sind.